Die richtige Vorspannkraft beim Zahnriemen
Richtig gespannt, länger gelaufen: So optimieren Sie die Vorspannkraft beim Zahnriemen.

Die richtige Vorspannkraft beim Zahnriemen
Warum die Spannung entscheidend für Leistung und Lebensdauer ist
Zahnriemen gelten als präzise, wartungsarm und langlebig. Doch ein entscheidender Faktor wird in der Praxis oft unterschätzt: die richtige Vorspannkraft. Sie ist nicht nur Voraussetzung für die Übertragung von Leistung, sondern auch für die Betriebssicherheit und Lebensdauer des Antriebs. Wird sie falsch eingestellt, drohen Schlupf, erhöhte Lagerbelastung oder vorzeitiger Verschleiß.
Was ist die Vorspannkraft überhaupt?
Die Vorspannkraft ist die initiale Kraft, mit der der Zahnriemen zwischen zwei oder mehr Zahnscheiben gespannt wird. Ziel ist es, im Betrieb einen genügend hohen Eingriff der Riemenzähne zu gewährleisten, ohne dass es zu Relativbewegungen oder Schwingungen kommt.
Folgen falscher Vorspannung
- Zu niedrige Vorspannung: Schlupf, Ungenauigkeit, erhöhter Zahnverschleiß.
- Zu hohe Vorspannung: Überlastung der Lager, übermäßige Zugbeanspruchung, Verkürzung der Lebensdauer.
Wie bestimmt man die korrekte Vorspannkraft?
Die Ermittlung der Vorspannkraft gliedert sich in zwei Stufen:
1. Geometrische Auslegung
Hierbei wird die Antriebskonfiguration – also Achsabstand, Zahnscheibendurchmesser, Riemenlänge und -profil – festgelegt. Entscheidend ist die Einhaltung des empfohlenen Umschlingungswinkels (mindestens 120°) und einer günstigen Trumverteilung. Die Riemenlänge ergibt sich rechnerisch aus der Zahnteilung und der Gesamtzähnezahl. Daraus lassen sich die Trumlängen und Winkelbeziehungen ableiten, die wiederum Einfluss auf die Spannkraftverteilung haben.
2. Leistungsbezogene Auslegung
In diesem Schritt wird die tatsächlich erforderliche Vorspannkraft berechnet. Grundlage ist die übertragene Leistung bzw. das Drehmoment sowie die Riemenkennwerte wie Zugfestigkeit, Elastizitätsmodul und Biegeverhalten. Die Vorspannkraft muss hoch genug sein, um das Riemenrutschen zu verhindern, darf jedoch die maximal zulässige Zugkraft des Riemens nicht überschreiten. Hersteller liefern hierfür Tabellen oder Formeln. Eine praxisnahe Methode basiert auf der Umfangskraft FU, die sich wie folgt berechnet:
FU = (2 × M) / d
Die Vorspannkraft ergibt sich dann zu:
Fv = 0,5 × FU
Wichtig: Diese Berechnung stellt eine vereinfachte Näherung dar. Für die exakte Auslegung sind stets die spezifischen Angaben und Berechnungstools der jeweiligen Riemenhersteller zu verwenden.
Beispielrechnung
Gegeben sei ein Antrieb mit einem Drehmoment M von 8 Nm und einem Wirkkreisdurchmesser d von 0,06 m.
Berechnung der Umfangskraft:
FU = (2 × 8 Nm) / 0,06 m = 266,67 N
Berechnung der Vorspannkraft:
Fv = 0,5 × 266,67 N = 133,33 N
Die erforderliche Vorspannkraft beträgt somit etwa 133 N. Diese Kraft kann nun entsprechend überprüft und eingestellt werden.
Zur praktischen Umsetzung kann die resultierende Kraft über eine Kraftmessdose, eine statische Durchhangmessung oder – wie weiter unten beschrieben – über die Frequenzmethode kontrolliert werden.
Besonderheiten bei Mehrwellenantrieben
Bei komplexeren Riemenverläufen über mehrere Zahnscheiben gelten besondere Regeln. Die Vorspannung muss dort so verteilt werden, dass in allen Trumabschnitten ausreichende Spannung herrscht. Unterschiedliche Trumlängen und Umkehrstellen erschweren dies, weshalb eine präzise Abstimmung notwendig ist.
Empfehlung aus der Praxis
Ein bewährtes Verfahren zur Überprüfung ist die sogenannte Frequenzmethode: Der Riemen wird angeregt (z. B. mit dem Finger geschnippt), und die Eigenfrequenz gemessen. Diese wird mit der Sollfrequenz abgeglichen, die sich nach folgender Formel ergibt:
f = (1 / (2 × L)) × √(F / m)
Dabei ist f die Eigenfrequenz in Hz, L die freie Trumlänge in Metern, F die Vorspannkraft in Newton und m die Masse pro Längeneinheit des Zahnriemens in kg/m.
Die Hersteller geben entweder konkrete Frequenzbereiche vor oder liefern die spezifischen Parameter zur Berechnung. Die gemessene Frequenz kann mit einem Frequenzmessgerät oder über eine App bestimmt und mit dem Sollwert verglichen werden. Stimmen beide überein, ist die Vorspannung korrekt eingestellt.
Fazit
Die richtige Vorspannkraft ist der Schlüssel für einen langlebigen, effizienten und geräuscharmen Zahnriemenantrieb. Wer auf die korrekte Einstellung achtet, spart auf Dauer Kosten und Ausfallzeiten. Nutzen Sie die Herstellerangaben, geeignete Messmittel und präzise Justage, um das Beste aus Ihrem Antrieb herauszuholen.
Jetzt passende Zahnriemen im Onlineshop finden und technisch optimal einsetzen!